Ein Ball fliegt auf die Fahrbahn. Ein Lieferwagen setzt unachtsam zurück. Plötzlich staut es sich auf der Autobahn. Bei diesen Situationen muss der Fahrer binnen weniger Sekunden reagieren. Wie sich am besten bremsen lässt, verrät Fahrlehrer Christian Scholz beim Fahrsicherheitstraining auf der Strecke des Forschungs- und Technologiezentrums für Ladungssicherung in Selm im Kreis Unna.
Eine Faustbreit zur Decke
Richtiges Bremsen fängt beim Sitzen an. „Egal welche Automarke, jeder Fahrersitz hat mindestens drei Positionen, die sich verstellen lassen“, erklärt Scholz. Das sind die Höhe des Sitzes, die Neigung der Rückenlehne und der Abstand des Sitzes zum Steuer.
- Bei der Einstellung der Höhe sollte zwischen Kopf und Decke eine senkrechte Faust passen.
- Die Schulterblätter des Fahrers sollten an der Lehne anliegen. Die Kopfstütze sollte sich am Kopf und nicht am Nacken befinden.
- Die Beine sollten leicht angewinkelt sein. „Man sollte nicht im Auto liegen. So hat der Fahrer nicht genug Kraft, bei einer Vollbremsung durchzutreten“, sagt der Fahrlehrer.
„Viertel nach neun“
Beide Hände gehören seitlich ans Lenkrad – bekannt auch als „Viertel nach neun“-Stellung. Die Arme sind leicht gebeugt. Gefährlich ist es, mit beiden Händen oben ans Lenkrad zu greifen. „Viele Fahrer haben sich auch angewöhnt, nur eine Hand am Lenkrad zu haben“, sagt der Fahrlehrer. Wer mit beiden Händen das Steuer greift, hat mehr Kraft zum spontanen Ausweichen.
Berufsgenossenschaft zahlt
Ein Fahrsicherheitstraining bietet Fahranfängern, aber auch erfahrenen Autofahrern die Möglichkeit, auf Extremsituationen richtig zu reagieren. Die Kosten liegen zwischen 110 und 160 € für ein ganztägiges Training. Viele Berufsgenossenschaften beteiligen sich an den Kosten oder übernehmen sie komplett, darunter auch die Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft. Ein Wiederholungstraining ist frühestens nach zwei Jahren möglich.
Lenkfähig trotz Bremsung
Wenn ein Ausweichen nicht mehr möglich ist, muss der Fahrer vollbremsen, das bedeutet, bremsen bis zum Stillstand. „So als wenn man einen Luftballon zertreten würde“, vergleicht Scholz den Kraftaufwand. Hier kommt das Antiblockiersystem (ABS) zum Einsatz. Das Fahrzeug bleibt trotz Vollbremsung lenkfähig. Der Bremsweg verlängert sich vor allem bei nasser und glatter Fahrbahn. Der Fahrlehrer rät vor allem beim Bremsen auf glatter Bahn zum leichten Lenken. Sonst gerät das Auto ins Rutschen.
Ab einer gewissen Geschwindigkeit geht bei der Vollbremsung das Warnblinklicht an. Diese Funktion nennt sich Adaptives Bremslicht. Bei einem Stauende wird so sofort das nächste Fahrzeug gewarnt.
Nur ein Helferlein
In der Kreisbahn der Teststrecke erhöht der Fahrer auf einer vernässten Bahn die Geschwindigkeit und nimmt die Kurve immer enger. Abhängig von der Geschwindigkeit und dem Kurvenradius greift das Elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) ein. Im Display ist es das Symbol mit dem Auto auf kurvigem Untergrund. Es verhindert das Ausbrechen des Fahrzeuges, indem es einzelne Räder automatisch abbremst.
„Das ESP ist ein Helferlein, aber kein Unsterblichmacher“, sagt Scholz. Bei einer zu hohen Geschwindigkeit und einer zu engen Kurve bricht dennoch der Wagen aus. Daher gilt es auch hier: Die Geschwindigkeit anpassen.
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